25 Jahre Kampfrichtertätigkeit – Hendrik Reichmann (TSV Cottbus)

 

In diesem Jahr schauen Hendrik Reichmann (TSV Cottbus) und Jens Uwe Gutsche (MSV TRIPOINT) auf 25 Jahre Kampfrichtertätigkeit im Brandenburgischen Triathlon Bundes zurück.

 

Gelegenheit für uns, beiden dafür zu Danken und mit ihnen über die zurückliegende Zeit zu plaudern.

 

  • Hendrik, was hat Dich bewogen Kampfrichter zu werden?

Der erste Beweggrund Kampfrichter zu werden war, dass ich als Sportler wissen wollte, wie man sich im Wettkampf korrekt verhält – bzw. was erlaubt ist und was nicht. Beispielsweise war damals unter Sportlern nicht klar, ob man die Papier-Startnummer beim Schwimmen nun tragen darf oder nicht, oder wie weit man den Neo nach dem Schwimmen vor der Wechselzone ausziehen darf. Auch das korrekte Überholen auf dem Rad war interessant, weil ich damals mal eine „Stop-and-Go“-Strafe erhalten hatte und gar nicht richtig wusste warum eigentlich?

 

Der zweite Beweggrund war, dass es in Brandenburg (vor allem aber Süd-Brandenburg) zu wenig Kampfrichter gab. Und der dritte und nicht unerhebliche Grund war die BTB-„Vorgabe“, dass ein Verein eine bestimmte Anzahl an KR vorweisen muss, abhängig von der Mitgliederzahl (bzw. Anzahl der Startpass-Inhaber).  Beim TSV Cottbus gab es zum damaligen Zeitpunkt (soweit ich mich erinnere) nur 2 KR. Das waren eindeutig zu wenig.

  • Bist Du selbst sportlich aktiv?
  • Wie bist Du zum Triathlon gekommen?

Ich fasse die beiden Fragen bzw. Antworten mal zusammen:

 

Ich bin durch einen Klassenkameraden 1991 auf den Triathlonsport aufmerksam geworden (besagter Mitschüler war bereits im TSV Cottbus aktiv) und bin 1992 in den TSV Cottbus eingetreten. Von da an war ich etwa 15 Jahre lang recht aktiv im Triathlon, mit Teilnahme an Deutschen Meisterschaften (1993/94) und diversen anderen Wettkämpfen, wie z.B. Brandenburg-Cups, Regionalliga, 2. BL (2002) etc. Seit 2006 (beruflicher Umzug nach Berlin) bin ich beruflich, familiär und schachlich (Schach ist ein weiteres und vor allem recht intensives Hobby von mir) stark eingespannt. Seitdem bin ich also nur noch ein Gelegenheits-Schön-Wetter-Hobby-Triathlet ohne jegliche Leistungsambitionen. Aber nach wir vor ist Triathlon für mich der schönste Sport der Welt.

  • Gibt es eine besondere Situation, die Dir aus Deiner bisherigen Kampfrichtertätigkeit in Erinnerung geblieben ist?

Als Kampfrichter erlebt man so einige besondere, merkwürdige oder gar skurrile Situationen. Aber eine Situation war extrem – im wahrsten Sinne des Wortes. Ich war Einsatzleiter beim Spreewald-Triathlon, meinem Stamm-Triathlon als KR/EL – das ist ca. 10-15 Jahre her. Es ist eigentlich immer gutes bis sehr gutes Wetter beim Spreewald-Triathlon (also Sonne, 25 Grad und mehr). So auch im besagten Jahr. Allerdings zog über Straupitz ein schweres Gewitter rüber (wie das im Spreewald manchmal so der Fall ist) - mit ordentlich Wind/Sturm & sehr schmerzhaftem Hagel. Es war quasi wie ein Weltuntergang - man musste sich dort irgendwie (für ca. 15-20 min) in Sicherheit bringen (z.B. Bushaltestellenhäuser etc.). Ich war für die Windschattenkontrolle auf dem Motorrad unterwegs und zu besagter Zeit auch in Straupitz. Einige Teilnehmer (die in den Bushäuschen) waren der Meinung, der Wettkampf müsste abgebrochen werden. Doch am Briesensee war davon überhaupt nichts zu merken – dort war die ganze Zeit bestes Triathlonwetter. Da am Briesensee ringsum Bäume sind, konnte man die 15-20 km entfernten extremen Wetterkapriolen nicht einmal erahnen. Ich habe den Wettkampf (natürlich) laufen lassen, obwohl die Situation in Straupitz mehr als besorgniserregend war. Am Ende konnten aber alle mit dieser Entscheidung leben (auch diejenigen, die zunächst für Abbruch plädierten). Das ist das Spannende als KR/EL beim Wettkampf – man muss manchmal schwierige Entscheidungen treffen und das noch innerhalb kurzer Zeit.

  •   Wie oft bist Du in der Saison im Einsatz?

Da die Hälfte der Wochenenden im Jahr bei mir für Schach „draufgehen“, beschränke ich den KR/EL-Einsatz in der Saison – auch der Familie zuliebe – auf ein Minimum, d.h. ich habe 2-3 Einsätze pro Saison.

  • Wenn Dich jemand fragt, ob es sich lohnt, als Kampfrichter tätig zu werden, was antwortest Du ihm?

Ich würde zunächst einmal klären, was die Kampfrichtertätigkeit ausmacht und welche persönlichen Eigenschaften für die Kampfrichtertätigkeit ggf. von Vorteil sind.

 

Als Kampfrichter bekommt man (im Gegensatz zum Sportler) viel mehr von der (technischen, personellen und logistischen) Organisation und Vorbereitung der Wettkämpfe mit. Weiterhin erhält man durch die Kenntnis der Regelwerke zusätzlich einen anderen - vor allem etwas umfassenderen - Blick auf den Triathlonsport und seine Entwicklung, denn die Regeln bzw. die Regeländerungen orientieren sich an neuen Trends – wie neuen technischen Entwicklungen (z.B. Swim-Suits, Smarte Helme) und neue Wettkampfformen (z.B. Indoor-Triathlon). Wer damit klar kommt (oder es sogar mag), dass er einen erweiterten Blick auf den Triathlonsport und seine Entwicklung bekommt und wer sich von den Regelwerken nicht abschrecken lässt, für den kommt die Kampfrichtertätigkeit durchaus infrage.

 

Als Kampfrichter empfiehlt es sich zudem, dass man der Kommunikation mit Menschen (Veranstalter, Teilnehmern, Zuschauern, Helfern etc.) nicht abgeneigt ist. Im Prinzip ist man den gesamten Einsatz am Kommunizieren, wie z.B.: Fragen beantworten (von Teilnehmern & Zuschauen), Hinweise geben (z.B. Regeln erklären und ggf. begründen), mit Helfern & anderen KR abstimmen, Entscheidungen durchsetzen etc. Dass ein Kampfrichter dabei immer seine Neutralität waren muss, versteht sich von selbst.

 

Ich komme nun noch einmal zur ursprünglichen Frage zurück, ob es sich lohnt als KR tätig zu sein. Es ist - denke ich - weniger entscheidend, dass man dafür (finanziell) entschädigt wird. Die Einsatzpauschalen & Fahrtkostenerstattungen sind im BTB und auch in anderen Landesverbänden klar geregelt. Viel entscheidender sind die obigen beiden Themen (die Beziehung zum Triathlonsport & die Kommunikation mit Menschen).

 

Mich persönlich reizt es, beim Triathlon-Wettkampf dabei zu sein (wenn auch nicht als Teilnehmer) und mit dafür zu sorgen, dass dieser ordnungsgemäß bzw. gemäß aktuellen Bestimmungen durchgeführt wird. Ein wichtiger Punkt dabei ist die Kommunikation und der Informationsaustausch mit allen am Wettkampf Beteiligten.

 

Ob sich die KR-Tätigkeit lohnt, darf jede/r gern für sich entscheiden...